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Jeden Tag Samstag

Vulkanriding über dem Atlantik

Vertrider Urgestein, La Palma Kenner und E-MTB Pionier Christoph Malin hat für Philipp Foltz von Atlantic Cycling eine seiner Big Mountain Weeks mit E-MTBs auf La Palma geguidet. Im Gepäck: Drei Tiroler und ein Vorarlberger – alles erfahrene Enduro Biker. Hier ist Christoph’s Touren-Tagebuch.




Es ist Donnerstag, 01:15 Nachts. Vor einer Stunde bin ich vom Bürotisch aufgestanden – der übliche Wahnsinn vor dem Bike-Urlaub, gerade noch punktgenau ein Projekt abgegeben.

Gepackt habe ich schon tagsüber, Koffer, Rucksack, EVOC Bike Tasche. Rupi, Markus und Günter, gute Spezln und erfahrene Biker sind in Fahrgemeinschaft unterwegs zu mir, in WhatsApp kurvt ein blauer Punkt auf Hall in Tirol zu. Die vorangegangenen Tage und Wochen ging es rund in der WhatsApp „La Palma E-Kur“ Gruppe, viele Fragen, viele Ideen, zuletzt vor allem, nachdem Alex noch sehr spontan zugesagt hat: passen 5 Leute, Gepäck & ein Bikebag in einen Ford Galaxy? Ja sie passen, klug gepackt – Team Tetris!

Unser Flug geht früh ab Zürich, und auf dem Weg dorthin sammeln wir in Göfis Alex von den XiTrailern auf, die Kaffeepause kommt wie gerufen.

Auto Valet-Parken, Check-in und Flug mit Germania Schweiz verlaufen absolut reibungslos und sehr entspannt. Sehr freundliches Bordpersonal, viel Platz, Gratis Biketransport! Eine sehr angenehme Erfahrung mit der grünen Fluglinie, die gebeutelt von der Pleite des deutschen Ablegers mit Vertrauensproblemen zu kämpfen hat. Der Flieger ist ziemlich leer. Es war ja spannend bis zum Schluss ob wir überhaupt fliegen würden! Doch bei tiefblauem, kristallklaren Himmel wird der Flug zu einem Fernsicht-Spektakel, wir fliegen am Alpenbogen vorbei Richtung Westen, überqueren die Pyrenäen – ein echtes Erlebnis. Mein kleines Swarowski Pocket CL Tourenfernglas ist schwer im Einsatz, bis die Landschaft allmählich flacher wird. Über dem Meer ist dann Zeit für ein Nickerchen.

In Santa Cruz de La Palma angekommen ist das Gepäck superschnell da, der Flughafen ist ja nie sonderlich ausgelastet, und völlig überdimensioniert. Manolo, unser Fahrer wartet schon mit dem geräumigen, komfortablen Shuttle, auch hier klappt alles wie am Schnürchen. Bei der Fahrt vom Flughafen in Santa Cruz nach Puerto Naos bekommt man schon einen guten ersten Eindruck von der Topographie der Vulkaninsel: sie ist im Verhältnis zur Grundfläche die steilste Insel der Welt.

Schlussendlich beziehen wir in Puerto Naos unser gemütliches Appartement mit Meerblick. Der kleine aber wirklich feine Küstenort mit coolen Bars, guten Restaurants und legendärem Strand ist unsere Homebase für die Woche. Auspacken, Bikeklamotten an und los gehts zur Abholung der Leihbikes, denn wir wollen heute noch rollen. Ich möchte mit den Jungs eine Runde düsen damit sie sich an den sandigen Untergrund gewöhnen können

Bernd und Philipp von Atlantic Cycling mit Praktikant Lukas begrüssen uns herzlich. Simone und Maria, AC Guides, sagen auch hallo!

In der Atlantic Cycling Zentrale fehlt es an nichts: Kinder Spielecke, Kaffeemaschine, WiFi, geräumige und sehr gut ausgestattete Bike Werkstatt, grosses Ersatzteil & Zubehör Lager, ein toller Bike Waschplatz, Waschmaschinen und vor allem viel gute Laune des Teams. Mondraker EMTBs und MTBs stehen in einer Reihe aufgefädelt, im Lager hängen Liteville Enduros an der Decke. Vor der Türe stehen Shuttle Busse und Hänger. Man merkt: diese Station ist mit Leidenschaft und Herzblut von Radfahrern für Radfahrer gebaut worden.

Meine Crew bestaunt erstmal alles, und bekommt die Leih-E-Bikes ausgehändigt und eingestellt, robuste, gutmütige Mondraker AllMountains mit dicken Schlappen und kräftigem Bosch Motor. Ich packe ebenfalls mein Bike aus, ein geliehenes 27.5“/29“ Moustache Samedi Race 9 Bosch Enduro von meinem Kumpel Martin aus Garmisch, der gerade auf Fotoproduktion in Chile weilt. Ich kenne dieses Bike gut, hatte es mal im Dauertest fürs EMTB Magazin. Merci an dieser Stelle noch einmal lieber Martin!

Warum Bosch? Atlantic Cycling verfügt über eine durchaus ansehnliche Anzahl an On-Tube 500 Wh Bosch Akkus, die vor nicht allzu langer Zeit extra auf La Palma verschifft wurden, sowie eine sehr kleine Menge 500 Wh Bosch In-Tube Akkus. So kann man entweder eben die Bikes vor Ort für einen Wochenpreis leihen und das mit 2. Akku im Rucksack, oder das eigene Bike im Flieger mitnehmen. Was ich immer sehr gerne mache.

Mit ausgebautem und nicht im Gepäck befindlichen Akku ist der Transport eines E-MTBs im Flugzeug übrigens kein Problem. Und auf den hochalpinen Touren La Palmas macht der 2. Akku im Rucksack genau wie Zuhause in Tirol absolut Sinn.

Los geht es dann zum Einrollen und ans Gerät gewöhnen direkt von Puerto Naos auf Meereshöhe über steile Asphalt Uphills und später feine Höhenwege durch die wunderschönen Pinienwälder zum Llano de Jable Lavafeld.

So können sich Rupi, Markus und Holzi an den sandig/rutschigen Untergrund auf La Palma gleichermassen im Uphill und Downhill gewöhnen, Alex ist den Untergrund mit vier Aufenthalten auf La Palma schon gewohnt. Auch schütteln wir so die Anreise aus den Oberschenkeln.

Nach einer schwungvollen Fahrt durch die wunderschönen Pinienwälder über ockerfarbene Sandpisten am schwarzen Llano de Jable Lavafeld und dem astronomischen Mirador angekommen, bietet sich uns der atemberaubende Anblick der berühmten La Palma Passat-Wolkenwalze.

1 1/2 Akkus verbraten wir auf dieser Runde, kein Wunder, geht es doch von Meereshöhe steil auf knapp 1300 m, und auf Schotterstassen und Trails wieder runter.

Nach der Bike Rückgabe schlapfen wir ohne Umwege zu einem leckeren italienischen Abendessen im „La Scala“, dem legendären italienischen Restaurant in Puerto Naos. Bei ein paar Dorada Bier, Gambas al Ajillo, Pizza di Mare oder Penne al Siziliana tauschen wir Fotos- und Videos des Tages per iOS AirDrop untereinander aus, das funktioniert schnell und perfekt. Eine Routine die wir die ganze Woche beibehalten, so hat jeder Teilnehmer immer alle am Tourentag geschossenen Bilder und Videos der Kollegen!

Schliesslich greift dann doch allgemeine Müdigkeit um sich, und so fallen alle bald in die Hapfn. Easy, denn unser Appartement liegt genau über dem La Scala. Zwei Stiegen hoch einmal ums Eck und Bäm! Wie praktisch!


La Palma Tag 2, 46 km, 855 HM auf, 3021 HM ab, 13.3 km ST


Das Frühstück erfolgt heute und für die meisten Tage der restlichen Woche in der Bar „Resbel“ um die Ecke. Die bei Einheimischen wie Touristen gleichermassen beliebte Bar ist den lieben langen Tag Kommunikationstreffpunkt. Biker sind willkommen.

Es ist ein Genuss zuzusehen, wie hier die typisch palmerischen Bocadillos (Baguettes) wahlweise mit Serrano Schinken, Tunfisch, Hühnchen, Ziegenkäse, Öl, weissem Käse, Tomaten, Salat uvm kunstvoll und frisch zubereitet werden. Dazu ein frisch gepresster Orangensaft (mit Orangen von der Insel) und ein Cortado Condensada (süsser Espresso), und müde Mander sind wieder munter. Im Atlantic Cycling Büro laufen wir Bosch Ambassador, Testfahrer und Entwickler Stefan Schlie über den Weg. Er arbeitet in Ruhe an seinem neuen Fahrtechnik Buch, und geniesst das Familienleben auf La Palma bevor auch für ihn eine arbeitsreiche Saison auf dem Festland startet. Philipp Foltz und ich machen Wettercheck – bei den sehr häufig wechselnden Wetterlagen auf La Palma im Frühjahr hat es sich bewährt am Vorabend für die Shuttle Planung grob die Tourenplanung zu machen, aber erst am Tourentag in der Früh das finale Tourenziel festzulegen.

Wir alle bekommen von Bernd je zwei Akkus zugeteilt. Steve, unser Fahrer lädt fachkundig mit uns die Bikes auf einen der Atlantic Cycling Hänger, die Akkus ins Auto, und schon geht es los mit dem Shuttle auf den Roque de los Muchachos, den 2426 m hohen zentralen Vulkankrater von La Palma. Die zirka eineinhalbstündige Fahrt auf den Roque kann man gut zum Dösen, Schläfchen machen, Quatschen, Fotos sortieren oder einfach nur Landschaft schauen nutzen. Ich lasse Steve etwas unterhalb des Pico de la Cruz anhalten. So kann ich den Jungs mit einem kurzen Fussweg die gigantische Caldera zeigen – „Kodak Moment“ hiess das früher.

Nachdem die Caldera ausgiebig bestaunt wurde, laden wir ab, und nach Bike- und Equipment Check geht’s auch schon los. Wir rollen über die Observatoriums-Strasse an den MAGIC Cherenkov Teleskopen vorbei. Ich erkläre in groben Zügen das Observatorium und seine Teleskope, und dann rollen wir gemütlich auf den Trail.

Dieser schlängelt sich mal flowig, mal durchaus ruppig sehr abwechslungsreich zuerst XC-mässig mit vielen kleinen Gegenanstiegen und kurzen aber steilen Abfahrten unterhalb des Roque durch kleine Barrancos und lichte Pinienwälder, bis er erst spät stetig an Höhe verliert und dann teils anspruchsvoll in Richtung Mirador el Time verläuft. Optimal um sich aufzuwärmen, in Ruhe einzurollen und die Gruppe in den Flow zu bringen. Dazwischen ist immer wieder Zeit für Fotos und Landschafts- und Naturgenuss. Und Platten flicken. Günter kassiert heute insgesamt 3 Platten – am Abend wird sein Hinterreifen getauscht.

Eine ganze Zeit später am Restaurant El Time angekommen stärken wir uns erstmal mit den berühmten Kuchen dieser genialen Beiz. Weiter geht es in Richtung Tazacorte Steilwand Trail – dieser ist aber am Trail Eingang wegen Sanierung gesperrt. Aha.

Macht nix, wir haben ja E-MTBs und kurbeln wieder zum El Time hoch. Von dort fahren wir in den nicht weniger legendären Trail Richtung Tazacorte ein, und landen 50 Minuten später frisch geschüttelt und gerührt in Tazacorte, dem malerischen und sehr entspannten Küstenort am Ende des Aridane Tals.

Nach einer obligatorischen Hopfen Erfrischung satteln wir wieder auf und strampeln in der Abendsonne retour nach Puerto Naos. Nach der Akku und Leihbike Rückgabe (AC Mechaniker Bernd checkt in der Werkstatt routinemässig alle Bikes durch) geniessen wir das wunderbare Abendessen im Scala, und sitzen noch lange bei Wein / Bier auf der gemütlichen Terrasse unseres Appartements.


La Palma Tag 3, 64 km, 1585 HM auf, 3079 HM ab, 25 km ST

Abfahrt bzw Tour Start ist auf La Palma – ausser für Sonnenaufgangsfahrten – immer um 10:00 Uhr. Bewährt, praktisch, gut. Nach einem gemütlichen Frühstück im „Resbel“, Bike & Akku Ausgabe, sowie Wetter Check steht das Tourenziel im Süden fest, denn es hat blauesten Himmel!

Und so geht es auch bald mit dem Shuttle nach El Pilar, dem bei den Locals sehr beliebten Grillplatz-Gelände an der Wetterscheide La Palmas.

Von dort klettern wir anspruchsvoll zum Nambroque und surfen über die höchst abwechslungsreichen Trails des Südens in Richtung Fuencaliente. Jeder in der Gruppe ist maximal gestoked – der Landschafts- und Trailgenuss ist auf dieser Tour eigentlich nicht mehr zu toppen. Man kommt automatisch in den bestmöglichsten Flow, denn die Trails sind enorm abwechslungsreich, eingebettet in einer der allerschönsten Ur-Landschaften der Welt.

Wir treffen ein paar Wanderergruppen, doch keine Panik. Auf La Palma regiert das Miteinander und die Entschleunigung, und so grüssen wir freundlich, auch ab und an ein Schwätzchen haltend. Grosser Respekt im übrigen vor allen Wanderern auf La Palma: die Wandertouren sind sehr anstrengend durch die permanente Exposition auf grossen Höhen, die oft starke Sonneneinstrahlung, aber auch der sandige Untergrund trägt seinen Teil dazu bei. Die Hitze steht merkbar auf den Südhängen der Vulkanberge, und Alex und ich treffen auf einen älteren, beleibten spanischen Wanderer, dem im sandigen Aufstieg sichtlich der Schweiss auf der Stirn geschrieben steht. Er wirkt sehr durstig.

Wir erkundigen uns nach seinem Befinden, und ob er genug Wasser hat. Hat er nicht, also geben wir ihm viel zu trinken, und ein RedBull als eiserne Reserve mit. Er hat noch 2h Fussweg nach El Pilar, die aber machbar sind, vor allem da ihm mehrere Wandergruppen entgegen kommen, die er nach weiterem Wasser fragen kann. Die Verabschiedung ist herzlich! Gern geschehen! Wir fahren weiter ab, geniessen die Landschaft und gönnen uns viele Tiefenmeter später bei Fuencaliente angekommen ein paar Sandwiches plus Cola. Die Sonne scheint, es fühlt sich an wie Urlaub. Man merkt schon: die Gruppe entspannt sich. Die Uhren gehen gemächlich auf La Palma, und man lässt Stress, Hektik und Alltag mit jedem Meter Trail einfach zurück. Fokus auf Biken, hilft immer!

Gestärkt geht es in die legendäre Schluss Abfahrt zum Faro (Leuchtturm). Dort angekommen sind wir gut paniert. Die warmen Lavasteine entspannen die Rückenmuskeln in der Pause.

Doch dann kommt die eigentliche Challenge des Tages: die Rückfahrt vom Faro di Fuencaliente über die LP 207, 209 und LP 2 mit rd. 36 km plus Wanderweg zum Schluss. Wir sind uns nicht 100%ig sicher ob es sich mit 2 Akkus ausgeht. Windschattenfahren ist daher angesagt, denn ein kräftiger Wind bläst uns die ersten 20 Minuten entgegen.

Die Fahrt selbst ist traumhaft schön, an der Küste in der Abendsonne entlang – da gibt es viel Landschaft zu sehen. Alex und Markus nehmen den Wanderweg noch mit, Günter, Rupi und ich die Höhenstrasse im Windschatten. Die beiden sind total geflasht, aber es reicht ihnen für heute. Also Gas raus, und restliche Abfahrt auf Asphalt surfen – kein Problem.

Im letzten Büchsenlicht, die Lupinen schon eingeschalten, rollen wir glücklich grinsend in Puerto Naos aus, es ist sich Akkumässig knapp ausgegangen – die sandigen Böden verdampfen Lithium Ionen wie Wasser in der Wüste. Alex und Markus kommen kurze Zeit nach uns an. Philipp verteilt erstmal ein paar Bierchen, wir lassen mit leuchtenden Augen den Tag Revue passieren. Anschließend machen wir die Bike Abgabe, gehen Abendessen, hocken auf der Veranda und chillen. Wir sind im Flow.

Allerdings, zieht über den Azoren ein Tief auf, und immer mehr Wolken drücken über die Cumbre auch in Richtung Puerto Naos. Weit draussen auf dem Meer regnet es. Das wird Morgen spannend.


La Palma Tag 4, 34 km, 626 HM auf, 2109 HM ab, 13.8 km ST

Nach einem Wettercheck in der Früh entscheiden Philipp und ich die Cumbrecita zu fahren, oben gibt es einen schönen Höhentrail, über Ermita del Virgen del Pino, Pico Bejenado jede Menge Trails. Dazu noch das berühmte „Bachbett“ als Abrundung, doch dazu später.

Wir shutteln nach El Pilar, und werden mit leichtem Nieselregen empfangen. Endlich regnet es auf La Palma, die lang ersehnten Niederschläge – seit Weihnachten hat es nicht mehr richtig geregnet, die Trockenheit machte allen schon zu schaffen. Die Trails waren sehr rutschig.

Egal also wenn es nieselt, jeder hat die richtige Ausrüstung dabei und wir sind ja nicht aus Zucker. Auch bleiben wir auf mittlerer Höhe und können sofort abfahren falls wirklich starke Niederschläge auftreten.

Auf dem Cumbrecita Trail haben wir dank E-MTB viel Flow und geniessen die dschungelartige Flora des Kammes und des Regenwaldes, der La Palma in die Ost- und Westhälfte teilt. Überall duftet es nach Blumen, der rote Erdboden fasziniert.

Weiter geht es vom Reventon Pass hinunter zur Ermita, ein alter Königsweg, der die frühen lokalen Inselreiche verband. Am Pico Bejenado biegen wir nach erneutem Aufstieg auf „Marathon“- und „Cactus“-Trail ein, bis wir in El Paso punktgenau zum gemütlichen und ausgezeichneten Mittagessen ausrollen.

Weiter geht es nach San Nicolas und dann in das berühmte Bachbett, ein mehrere Kilometer langes „Flussbett“ aus erkalteter Lava. Im Prinzip Moab „Slickrock“ auf Speed, nur schwarz gefärbt und mit unglaublichem Flow plus zwei Schlüsselstellen unten raus. Dieselben werden nach eingehender Betrachtung durch die Gruppe absolviert.

Und als ob das nicht genug wäre, wartet noch der „Häuserkampf“ auf uns, ein von Atlantic Cycling in den Lavaschutthängen oberhalb Puerto Naos restaurierter, mit Lavaschotter gefüllter Felsweg. Diese spektakuläre Diretisssima bietet nach dem Bachbett die richtige Dosis an rutschigen Spitzkehren um den Tag komplett zu machen. Der komplette Biker ist gefordert.

Die Tiefblicke auf das Meer wechseln sich ab mit Blicken auf das Hinterrad des Vordermanns bzw das eigene rutschende Vorderrad. Hurra!

Nach der Bike Rückgabe düsen wir umgehend zum Strand. Ab ins Wasser, ein Bierchen, Sonnenuntergang. Nach dem Abendessen im Scala sind wir zum Grillen mit AC Team und Freunden in einer beliebten Felsbucht eingeladen. Fabi, ein befreundeter Guide aus Puerto Naos grillt vom allerfeinsten. 4 Flaschen Wein und einige Bier später lassen wir den Abend/die Nacht bei Minky im „Chaotico“ ausklingen. Draussen vor dem Lokal schüttet es für einige Minuten was der Himmel hergibt. Genau richtig! Weg mit dem Staub von den Trails…


La Palma Tag 5, 34 km, 921 HM auf, 1495 HM ab, 10.6 km ST

Heute regnet es so ziemlich überall auf der Insel, mit wechselnden Wolkenlöchern, ab und an schaut sogar der blaue Himmel durch. Die Webcams vom Roque zeigen sogar Schnee!

Deshalb lassen wir es gemächlich angehen. Der Wettercheck ergibt ein Zwischenhoch um die Mittagszeit mit unsicherem Ausgang – also einer dieser Tage wo man garantiert geduscht wird, und sich definitiv nicht in steilen engen Barrancos aufhalten sollte. Bei starken Platzregen drohen hier Überflutungen und Steinschlag. Macht uns aber nix – richtig geplant sind Regentouren auf La Palma ein Erlebnis: denn gerade bei Regen fangen die grünen Pinienwälder und Flure von La Palma richtig zu duften und die Blumen zu leuchten an. Das Grün der Pinien wird super intensiv, und an Grip mangelt es sowieso nicht. Denn der Vulkanfels auf La Palma ist supergriffig, und der Nadelboden in den Pinienwäldern wenn feucht auch exzellent haftend.

Wir frühstücken ausgiebig in der Beach Bar Puerto Naos mit frischen Croissants, duftendem Kaffee und frisch gepresstem Mangosaft. Besser geht’s nicht.

Danach geht es mit unserem Fahrer Steve per Shuttle nach Puntagorda, wir wollen den GR-130 fahren, doch es schüttet dermassen dass wir entscheiden umzudrehen.

Über dem Aridane Tal wird es dann aber oberhell, und schliesslich reisst es auf, die Sonne kommt durch. Typisch La Palma bei Nordwestlage: Vor 5 Minuten geht die Welt unter, und jetzt scheint die Sonne.

Ein paar Kilometer vor dem Restaurant el Time fahren wir auf den GR-130 auf, eine supercoole Trailerei durch tolle Vegetation. Über den Königsweg Klassiker geht es ab El Time nach Tazacorte, und dort über eine frisch gescoutete Tourenvariante über Montana de Argual und Montana Triana, zwei kleine Vulkane sowie das obligatorische Bachbett und den Häuserkampf retour Puerto Naos. Danke an Philipp Foltz und Simone Wechselberger für den Tipp und dass Scouting. Absolut genug Bikerei für einen Tag! Im Restaurant Las Olas serviert Alicia & ihr Team leckere Papas Arrugadas, Gambas Al Ajillo, Papas Locas, Meeresspeisen DeLuxe als Abendessen. Den spektakulären Sonnenuntergang gibt es gratis dazu.

Den Abend runden wir mit mit einem Hock in der Bar’som Bar bei unglaublich guten Mango-Mojitos ab – Maria, AC Guide, hat Verabschiedungs-Abend, sie arbeitete 3 Monate auf der Insel. Also gleich noch ein Mojito um den Abschiedsschmerz zu dämpfen.

Es tut jedenfalls sehr gut jeden Tag nur aufs Radfahren zu fokussieren, und Abends die Seele baumeln zu lassen. Jeder Abend fühlt sich hier schlicht und einfach wie Samstag Abend an.


La Palma Tag 6, 58 km, 800 HM auf, 4206 HM ab, 20 km ST

Ha, das Wetter bleibt auch heute spannend und wird permanent beobachtet, auf der Westseite La Palma’s schaut es ab El Pilar jedoch ganz gut aus, während im Süden und am Roque Wolken hängen. Daher der Plan: El Pilar – Mazo – Salemera, Retour El Pilar – las Moraditas etc.

Zuerst jedoch wieder mal ein feines Frühstück: Zur Abwechslung beim „deutschen Bäcker“. Ja den gibts in Puerto Naos wirklich, und seitdem auch richtige Brezeln und Laugenstangen – auch geil! Bei frischen Papaya/Orangensaft, Croissant-Sandwiches und Cortado Condensadas fängt der Tag gut gelaunt an.

Bei Atlantic Cycling holen wir die gewarteten Bikes ab und laden auf das Shuttle auf (Bernd der Unermüdliche, hat fleissig Bremsbeläge gewechselt, Akkus geladen, Bikes geputzt, Schaltungen adjustiert, einen Reifen gewechselt).

Wir düsen Richtung El Pilar und steigen oben im Nieselnebel aus. Es ist ganz schön frisch. Also Akkus rein in die Bikes und Rucksack und ab, Höhenmeter vernichten damit uns warm wird. Zuerst im Regenwald, total lässig wie immer, dann wird es offener und grüner. Irgendwann kommt man auf La Palma immer aus der Wolke raus, und so ist es auch jetzt. Wir stehen in einer duftenden Landschaft und wechseln auf kurz, es ist warm und schon fast schwül.

Der Trail zieht total abwechslungsreich durch Wälder, über Wiesen, über Lava Bachbette (darin sind wir schon gut geübt), über enge, steile dann wieder flowige Passagen nach Mazo.

Dort entscheiden wir uns spontan in der zweiten Tageshälfte doch den Roque in Angriff zu nehmen, denn die Wolken dort lichten sich für den Rest des Tages. Also heisst es im Tiefflug nach Santa Cruz abzufahren. Philipp fällt fast vor Staunen der Hörer aus der Hand als ich um ein Shuttle zum Roque bitte. „Roque am Nachmittag??“, „Ja klar“, tönt es von den Tirolern die mithören. „Diese Topographie, die Höhenmeter und km machen wir in Tirol in etwa auch auf den Höhentrails.“ Das das sehr gut geht mit dieser schnellen Truppe und den EMTBs haben wir nun schon einige Tage bewiesen.

Wir essen gut in Santa Cruz, Günter, begeisterter Kitesurfer kann am Strand ein paar Kite Piloten nach ihren Erfahrungen befragen, und anschliessend drehen wir eine Runde durch die schöne Altstadt von Santa Cruz.

Um 16:00 holt uns unser Fahrer am Hafen ab, und bringt uns zum Roque hoch. Sofort wird es im Shuttle ruhig, und die Kollegen machen einen PowerNap. Wir nehmen also ausgeruht den letzten Teil des Tages in Angriff, sehr gut. Soviel sei gesagt: in rund 3h fahren wir Roque Kante Ost, rollen pünktlich zum Sonnenuntergang am Llano de Jable durch, und das mit mehr als ausreichender Würdigung aller landschaftlicher Schönheit die dazwischen liegt. Ein unglaublicher Ride, die Gruppe performt perfekt, fehlerlos, super abgestimmt. Ich bin stolz auf die Mander die mir sehr ans Herz gewachsen sind, und die sich fahrtechnisch Tag für Tag enorm gesteigert haben. Setze erfahrene Tiroler und Vorarlberger Enduro Biker auf EMTBs auf La Palma, und die hochalpine Erfahrung wird 1:1 umgesetzt. So funktioniert das sehr gut.

Beim Abendessen im La Scala sagt Markus: „Ich bin ja schon viele Touren in Tirol gefahren, aber so viele Singletrail Kilometer in einer Woche in einer so schönen, spektaktulären, und abwechslungsreichen Landschaft noch nie. Das muss ich gedanklich Zuhause erst einmal verarbeiten“. Das gute Abendessen und Mango Mojitos helfen definitiv dabei.


La Palma Tag 7, 38 km, 1624 HM auf, 2781 HM ab, 19 km ST

Heute wollen wir es speziell bergauf wissen: eine neue Uphill Variante ab Puntagorda auf den Roque – gescoutet von Mastermind Stefan Schlie mit Claus Fleischer, Bosch Bicycle Systems CEO, beide ausgezeichnete Biker – will getestet werden.

Da wir die teils tiefen, sandigen Böden, das sehr markante Höhenprofil der Insel und seine Auswirkungen auf Akkus kennen, sind wir ein klein wenig nervös ob sich das alles ausgeht, denn eigentlich wollen wir den Roque hoch, runter, und von Tazacorte wie schon mehrmals diese Woche gemacht, retour nach Puerto Naos pedalieren.

Kurz zusammengefasst das Bergauf Erlebnis: der Uphill ist wie von Stefan versprochen steil, steiler, am steilsten, frisst unsere Akkus leer, und macht vor allem unseren beiden Teilnehmern mit 11-42er Kassetten (die anderen haben 11-48) schon durchaus zu schaffen. Schlechte Übersetzung frisst noch mehr Akku, das wissen wir auch von daheim. Na gut.

Oben angekommen gibt’s nach einer kurzen Jause und sogar einer Graupelschauer Dusche mit dem Roque Kante West Klassiker einen der Top 3 Trails auf La Palma serviert. Ich bin diesen Trail seit 2007 wohl 40-50 mal schon mit Bio Bike gefahren, kenne dort jeden Stein, und es ist einfach erstaunlich, wie lässig, sicher und spassig das nun mit guten E-Enduros geht. Die Entwicklung der Bike Technik bleibt nicht stehen, und unsere Fahrtechnik wird immer gut in Schuss gehalten. Beides zusammen gibt ausgezeichneten Kante-Flow.

Es dauert fast zwei Stunden bis wir aus dem Regen raus sind, und dann wird’s auch schon wieder sehr warm in der Sonne. Auf einer neuen Variante zum Mirador el Time kann jeder Teilnehmer seine Uphill und Kletterfähigkeiten unter Beweis stellen. Lässig, wieviel Spass man bergauf auf Trails haben kann, die man bisher getragen oder geschoben hat.

Wir sind dermassen gestoked, dasss wir das Restaurant el Time diesmal auslassen, und den Roque-Flow mit bis nach Tazacorte nehmen. Dort sind allerdings die Akkus von Teilnehmern und Bikes so dermassen leer, dass wir nach Auffrischung der Elektrolyte und Sonnenuntergang bestaunen mit dem Shuttle zurück nach Puerto Naos tingeln. Danke an Steve, den Fahrer hierfür!

Wehmütig geben wir Abends die Bikes bei Philipp und Bernd ab, ich packe das E-Enduro in die EVOC Tasche. Dann Abendessen mit Philipp im Scala, Koffer packen, und noch ins Chaotico zur Minky. Am nächsten Morgen geht’s zeitig zum Flughafen. Check-in und Flug verlaufen reibungslos. Alex wird in Göfis abgeliefert noch ein klein wenig ebendort gefeiert, und schliesslich rollen 4 müde Mander gegen Mitternacht in Tirol aus.

Ich kann es noch gar nicht glauben: leider ist eine supergeniale Woche mit vielen vielen Erlebnissen schon wieder vorbei. Könnte doch jeder Tag Samstag auf La Palma sein!

Fazit Christoph Malin: „La Palma ist für mich die schönste Singletrail Insel der Welt mit dem abwechslungsreichsten, landschaftlich schönsten, hochalpinen Terrain das man sich überhaupt vorstellen kann. Man durchfährt jeden Tag mehrere Klimazonen. Das 30. Mal bin ich nun schon vor Ort gewesen, und mit dieser schnellen Truppe und EMTBs hat es besonders viel Spass gemacht – da viele Trails im Flow gefahren werden können, anstatt in den unzähligen Gegenanstiegen mühsam schieben zu müssen. Grandiose Landschaft, viele viele Single Trail Kilometer, tolle Natur, gutes Essen und viel Spass mit den Freunden vor Ort. Insgesamt eine Hammer Woche mit ordentlich Höhenmetern bergauf wie bergab.“


Gesamt Tourendaten:

302.7 km gesamt (netto), HM auf 6178, HM ab 18082, Km ST 104 km

Tipps:

EMTB-Flugtransport:

Das EMTB wird ohne Akku als Sportgepäck problemlos von den Fluggesellschaften transportiert. Achtung: Gesamtgewicht Biketasche oder Karton mit EMTB darf 30 kg nicht überschreiten. Jedes kg > 30 kostet extra.

EMTB vor Ort mieten:

Bei Atlantic Cycling: https://www.atlantic-cycling.de

500 Wh Bosch On-Tube oder In-Tube Akku vor Ort mieten:

Bei Atlantic Cycling: https://www.atlantic-cycling.de

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