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AutorenbildAlexander Sonderegger

Schneegeruch

Ein herrlicher Herbsttag, der letzte vor einer prognostizierten Regenperiode, lädt uns ein, die 2000 Meter Grenze noch einmal trockenen Fusses und bei Sonnenschein zu überschreiten. Morgen wird es in der Höhe wohl Schnee haben. Flugs die paar Kilometer mit dem Auto in die Nachbarschaft, in einem Gasthaus ein paar Franken fürs Parken gewechselt – ja vorausschauende Rider hätten das vorher erledigt, mea culpa. Akku rein und GO!

Die ersten Höhenmeter verfliegen rasch im leisen Surren der Motoren, wir passieren ein Windrad zur Erzeugung unserer Aufstiegsenergie, finden einen leicht-tricky Trail – der uns auf dem Rückweg fordern wird – und nehmen eine Forstwegetappe unter die Stollen, für welche die tolle Landschaft entschädigt. Schnell vorbei an ein paar Wanderern, die hier kriechen, sehen wir uns vor dem ersten Steilaufschung, der als schön knackiger Trail Höhe schenkt. Ein kurzes Aufatmen an dessen Ende, ein sanfter Weg, der bald mit Treppenstufen im Niveau uphill 4 die letzten Sauerstoffatome aus den Lungen saugt. Euphorie, wenn eine Stelle gelingt, wechselt mit derben Flüchen, wenn wir manchmal ohne Vortieb anstehen. Gewinnen und Verlieren sind sich hier sehr nahe Geschwister. Die Waden schmerzen, die Lungen brennen, der Puls treibt jeden Kardiologen in den schieren Wahnsinn – uphilltrail vom Feinsten.

Die Barriere ist überwunden, der letzte Aufschwung ist nicht mehr so schlimm, wie aus der Ferne zu befürchetn war. Mit Turbomodus und bester Laune erreichen wir das Ziel unserer Trailattack. Eine Traumwelt, schön wie das Märchenland, empfängt uns hier oben, erschöpft und voll freudiger Erregung, während der eisige Wind uns zu vertreiben sucht. Der essentielle Kontrast des Lebens in homeopatischer Dosis, wie wir ihn ständig suchen – und letztlich immer unvorbereitet finden.

Dem Windchill strotzend, wir können den nahenden Schnee schon riechen, finden wir etwas Zeit, die Schönheit zu inhalieren, auch ein paar Fotos in den Kasten zu bringen, bevor wir den Downhill inhalieren. Der ist für uns E-biker so etwas wie der Nachschlag, also nach den opulenten 4 Gängen davor auch nicht zu vernachlässigen, die Abrundung sozusagen. Fast, denn am Ende fortert uns noch ein fieser, steiler Trail, mit Kindskopfgroßen Barrieren, feuchtem Fels und viel Buchenlaub. Not easy aber wir sind motiviert. Mit den letzten paar Elektronen erreichen wir unseren Startpunkt; mit dem einen Akku (Reserve war im Rucksack) hätte ich wohl keine 50 Höhenmeter mehr gepackt. 🙂

Toll Xi!

Julius

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