…und Red Bull Dosen das Fliegen lernen 😉
Nachdem ich mir von Julius und Alex wiederholt, aber eben nur aus zweiter Hand erzählen lassen musste, dass die Sulzfluh das Klettersteig-Highlight im Lande (bzw. an der schweizerischen Landesgrenze) schlechthin sei, war es heute endlich soweit. Da mich die beiden `Kollegen` bei Ihrer Ersterprobung des Saula-Steigs kurzfristig übergangen hatten, stand somit (nach Kapf / Kessi) mein zweiter Klettersteig bevor. Schliesslich ist der Sommer doch bereits soweit fortgeschritten, dass die Sulzfluh auch ohne Schier zu bezwingen war.
Auf genaue Zeitangaben möchte ich hier verzichten, eines ist gewiss: Start war um 04:30 Uhr in Feldkirch, Start ab Parkplatz ca. 05:45 Uhr, danch verschwimmen die Angaben leicht.
Eine anschliessend bei einem kühlen Bier (bzw. Spezi) im Gastgarten durchgeführte Analyse ergab eine Zustiegszeit von ca. 1h 15min und eine gleichermassen lang (bzw. kurz) anzusetzende Kletterzeit. Wichtig hierbei zu erwähnen ist lediglich: Wir waren heute wohl die Ersten ganz Oben.
Aber nicht so schnell – zurück zum Parkplatz. Auf dem idyllischen Zustiegsweg dem gut ausgeschilderten Weg über saftige Magerwiesen folgend, offenbart sich uns schon die ganze Pracht der Sulzfluhwand (übrigens: Irgendwelche Jungs sollen sich bei einem früheren Zustieg hier bereits hoffnungslos verlaufen und so eine optimale Bestzeit über Bord bzw. über den Berg geworfen haben). Noch habe ich das Gefühl, die eigentliche Wand wäre gar nicht so hoch. Doch mit jedem Schritt hin zum – über einem Geröllfeld beginnenden – Zustieg scheint die Wand grösser, mächtiger und respekteinflössender zu werden. Das Respekt angezeigt ist, zeigen ein paar Steinbrocken, die nahe dem Einstieg ohne Fremdeinwirkung niedergehen. Da ist auch Alex froh, den wohlgemeinten Ratschlag `nur mit Helm` beherzigt zu haben. Also auf ins Abenteuer, auf in die Wand.
Geht`s die ersten Meter dank Leitern noch easy voran, weitet sich das ganze später sogar zu einer leicht begehbaren und nur mässig steilen `Kletter-Autobahn`. Was, das soll der durchaus anspruchsvolle Steig sein, frage ich mich ? Aber – natürlich kommt da keine Enttäuschung auf, schliesslich ist der landschaftliche Ausblick hier bereits genial – da scheint die Kletterei auch erst zu beginnen. Mit zahlreichen Engstellen und Steilwand-Aufstiegen ist schnell klar, ganz anspruchslos ist die Sache nicht. Und mitten in der schönsten Träumerei von tollem Fels, hochgelegener Aussicht und umlaufender Berghänge kommt, wie aus dem Nichts, eine Red Bull Dose geflogen. Erst leicht überrascht wird schnell klar, dass die aus Alex`s Brustgurt (klar, wer braucht schon `nen Rucksack) entfleucht ist. Womit bewiesen wäre: So lernen die jungen Red Bulls das Fliegen, aber leider auch nur abwärts. Hab die Dose mitleidig in Empfang genommen und dem ursprünglichen Besitzer zum sofortigen Verzehr retourniert 😉
Zwischedurch hält uns Julius immer mal wieder etwas zurück, damit wir die Natur geniessen und er ein paar tolle Fotos schiessen kann. Meine Helmkamera leistet zur Tourendoku auch einen kleinen Beitrag, gibt mangels vernünftiger (sprich ausreichend grosser) Speicherkarte aber nach ca. 1/3 des Wegs mit dem Kommentar `Full` auf. Na ja, da müssen wir wohl ein andermal wiederkommen.
Über die fantastische Aussicht – mit jedem Meter noch mehr und noch imposanter – möchte ich mich hier nicht auslassen, das muss man selbst erleben. Selber Schuld wer sich von so einer Kulisse unbeeindruckt zeigen sollte. Über die einzelnen Details kann besser in jedem Klettersteigführer nachgelesen werden, kurze Seilbrücke und Trittleiter über einen Felseinschnitt sind aber dennoch erwähnenswert.
Erwähnenswert ist aber sicher auch die Tatsache, dass sich in senkrechter Passage plötzlich einsetzender Regen letztlich doch nur als undichte Trinkflasche des Vordermanns entpuppt. So zumindest seine Aussage (Angstschweiss wird`s wohl keiner sein, wenn auch die Hose eher nach Auslaufen an anderer Stelle aussieht). Sei`s drum, beim Erreichen des Gipfels ist das kleine Ungemach vergessen, die Welt um uns herum nahezu vollkommen. Stille um uns herum und 3 grinsende Gesichter allein im Glück.
Nach kurzer Gipfepause und nochmaligem Augenschmaus bei Rundum-Blick (`Ja, der Höcker dort drüben ist wirklich die Zimba` und `Der andere Hügel dort ist ganz sicher die Rätschenfluh!`) geht`s leider viel zu schnell wieder zurück in Richtung Tal. Klar für uns Biker – die Prüfung der Sulzfluh-Rückseite auf Schwund der Schneefelder und damit Fahrbarkeit – ist wichtiger Teil im Zuge des Abstiegs. Die traumhaften Felsplatten rufen förmlich nach traktions-hungrigen Minions und bergverrückten Xitrailern. Nicht allzu lange, dann kehren wir wieder, mit den Bikes. Der ursprünglich gemütliche Abstieg artet diesmal (offenbar wegen meines Beiseins) nicht in einen schwer zu unterdrückenden Jogginglauf aus, dennoch ist unser 4-rädriges Anreisegerät (sprich Hilux) um 10:30 Uhr erreicht. Damit zurück ins Ländle und – nach wohlverdientem Einkehrschwung – wieder ab nach Hause. Zeit von diesem wunderbaren Trip zu träumen und das Rad (Ja, Julius, auch Deins…) für den nächsten Ausflug startklar zu machen.
In diesem Sinne – Ein Klettersteig wie aus dem Bilderbuch und für mich ganz klar ein gesetzter Wiederholungsfall (ob mit oder ohne Bike). Jürgen
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