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AutorenbildAlexander Sonderegger

Zitterklapfen – Gräshorn Überschreitung

Ausgangsort: Au/Unterboden Anfahrt: Von Au aufwärts nach Damüls. Unmittelbar vor der Tafel „Damüls grüßt seine Gäste“ gibt es einen kleinen Parkplatz. Zeit: 9:00 Std. Höhenunterschied: 2225 m Charakter: Schwierige Gratüberschreitung. Datum: 20.10.12

Beschreibung

Eigentlich komme ich vom Wettkampf her. Ich machte alles, wenn es irgendwie lang war – vom Marathon über Triathlon bis zum 100-Kilometer-Lauf. Meine Spezialität, allerdings, waren Survival-Läufe, bei denen neben einer guten Kondition auch Kraft und Geschicklichkeit gefragt waren. Die letzte Zeit habe ich mich von den Wettkämpfen etwas zurückgezogen und mich mehr auf die Berge konzentriert. Und auch hier halte ich es wie bei den Wettkämpfen: Lange, schwierige Bergläufe, bei denen man zwischendurch auch etwas klettern muß, sind mein bevorzugtes Gebiet. Allerdings rückt bei diesen Läufen der Leistungsgedanke etwas in den Hintergrund. Immer wieder mache ich kleine Pausen, in denen ich die Natur so richtig genießen und ein paar Fotos machen kann. Bei meinen Läufen versuche ich, möglichst abseits der ausgetretenen Pfade unterwegs zu sein. Deshalb bin ich ständig auf der Suche nach neuen Routen. So kam ich auf die Idee eines Berglaufs über die Zitterklapfen. Das schaute auf der Karte recht lang und vor allem auch sehr anspruchsvoll aus. Man findet nicht viele Leute, mit denen man solche Touren machen kann. Mein Lieblingspartner für solche Abenteuer – und eigentlich der einzige, mit dem ich das machen kann – ist ausgerechnet ein holländischer Flachländer, Thjis Niesten, der sich in den letzten Jahren zum Vorarlberger Steinbock gemausert hat. Ich mußte nicht lange reden, um ihn für mein Vorhaben zu begeistern. Unserer Tour startete bei Untertobel an der Straße zwischen Au und Damüls (ca. 3 km vor Damüls). Zuerst ging’s abwärts über einen Steg, dann aufwärts ins Afintobel und weiter auf dem ausgeschilderten Steig zur Hochschere (2013m). Danach folgte der schwierigste Teil der Runde. Wir gingen vom Gipfel links weg auf den Grat zu den Zitterklapfen. Das war schon richtig gefährlich. Überall ging es steil abfallend runter. Volle Konzentration war nun angesagt. Bei den kiesigen Stellen und Grasflächen durfte man nicht ins Rutschen kommen. Das hätte sehr böse enden können. Da wir uns nun abseits der präparierten und ausgeschilderten Wege bewegten, war die Orientierung manchmal etwas schwierig.  Da braucht man viel Gespür und Erfahrung. Unerfahrene sollten auf jeden Fall die Finger von dieser Tour lassen! Als wir nach viel Kraxelei in ständigem Auf und Ab endlich den Gipfel des Zitterklapfens erreichten, waren wir überglücklich. So sehr wir diesen Augenblick auch genossen, war uns aber doch auch bewußt, daß die Tour, mochten auch die größten Schwierigkeiten hinter uns liegen, noch lange nicht fertig war. Der Abstieg erfolgt über einen von Norden, von Au, her kommenden, markierten, versicherten Steig. Auf jener Seite des Berges lag tatsächlich noch etwas Schnee auf dem Weg, was die Sache auch nicht leichter machte. Und dann haben wir bei der Abzweigung zum Wilden Gräshorn ein eigenartiges Gebilde entdeckt: einen natürlichen Schneetunnel, in dem man aufrecht stehen konnte. Nach einigem Überlegen sind wir durch diesen Tunnel gegangen. Dabei hatten wir doch ein etwas mulmiges Gefühl im Magen – mehr noch als auf dem Grat zu den Zitterklapfen -, denn das Gebilde schaute nicht ultrastabil aus und hätte jederzeit über unseren Köpfen einstürzen können – na dann: „Habe die Ehre“! Beim einem Joch angekommen ging es rechts weiter zum Wilden Gräshorn. Das war der letzte längere Anstieg dieses Laufs. Der Weiterweg zum Grünen Gräshorn verlief in kupiertem Gelände. Beim Annalper Stecken gab’s dann doch noch einen letzten steilen Stich zu bewältigen. Beim Abstieg haben wir eine Abkürzung über steile Grashänge gemacht, die so steil waren, daß wir auf dem Hosenboden runterrutschen konnten. Das hatte ich bisher noch nie gemacht – im Schnee vielleicht, aber sicher noch nie im Gras! Danach, im kupierten Gelände des Annalper Grat, merkten wir dann beide schon ganz deutlich die Müdigkeit. Aber es ging weiter. Zuerst hinüber zur Brendler Lug, wo wir uns links Richtung Argen Vorsäß hielten, um zum Ausgangspunkt zurückzukommen. Um die endlosen Kehren zum Argen Vorsäß zu vermeiden, haben wir eine Abkürzung genommen, die uns in direktem Weg in Richtung Leopöldlers Argen brachte. Nachdem bis dahin alles bestens gelaufen war, sind wir dann kurz vor Schluß, nach Leopöldlers Argen, ein wenig zu weit gegangen. Aber, unser Ziel schon vor Augen, konnte uns der der Verhauer auch nicht mehr aus der Ruhe bringen. Nach dem kleinen Umweg kamen wir bald schon wieder zurück auf den richtigen Weg ins Afintobel. Nach 9 Std. und 2225 Hm  erreichten wir noch vor dem Dunkeln das Auto. Das war gut so, denn Stirnlampen haben wir beide keine dabei gehabt. Wir sind nun mal Optimisten!

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