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AutorenbildAlexander Sonderegger

Zum Böm usrisa!

Samstagmorgen Jürgen und ich sitzen bei befremdlich anmutendem Zimt-Kaffee (Geheimrezeptur!? von Alex) und frischen Brezeln auf Alexs ausladender Terrasse, genießen den Blick ins sommerliche Grün und beratschlagen was mit so einem herrlichen Tag bloß anzufangen ist. Na ja, nachdem Jürgen und ich schon Mal die Radl dabei haben, wird’s wohl wieder darauf hinauslaufen, dass wir uns irgendeinen Berg im Ländle hinunterstürzen. Wenn’s gut geht sogar gleich zwei. Also Optionen diskutiert, einen Plan verabschiedet und flux die Radl auf den Pickup gepackt. Abfahrt ins bewährte Ländle-Gebirge. Oben auf dem Berg angekommen gilt es natürlich zunächst einmal dem bewährten Xitrail BKST-Muster zu folgen. Bike kurbeln, schieben und tragen. Es dauert nicht lange bis uns die ersten Wanderer fragenden entgegnen ob wir denn den Abzweig zum Radlweg verpasst hätten. Na ja wer soll’s ihnen übel nehmen. Denn mit jedem Meter mit dem wir dem Einstieg entgegenschreiten wird’s knuspriger und knuspriger. Ineinander geschobene Felshaufen (O-Ton Jürgen: Felsbolla) , kniehohe Absätze und würzig zubereitete Wurzelmassaker. Soweit so gut denk ich, Xitrail Style eben. Als ich aber dann den Einstieg in die Abfahrt (oder sollte ich lieber sagen in den Abgrund?) anschaue denk ich nur bei mir „oh Gott lass halt an Flow vom Himmel falla“. Anscheinend ist es im Ländle tabu sich etwa einfach sukzessive in einen Trail einzugrooven  ohne sich von Minute eins an in verwinkelte Felslöcher zu werfen. „Egal“ sagt Alex, als könnte er meine Gedanken lesen „der Jürgen zeigt uns das“ und bringt seine Spiegelreflex in Position. Gesagt getan der Jürgen wirft sich als erster das Loch hinunter. Puh, gut gegangen. Hatte er doch für einen Bruchteil einer Sekunde eine ideale Abschussposition vom Bike getestet. Zefix, der Jürgen scheint heute in Höchstform zu sein. Ich entscheide mich trotzdem erstmal cool zu bleiben und meine Zähne und Knochen im Korsett zu belassen. Ein relaxter Start hat noch niemandem geschadet. So der fromme Plan. Doch auch gute Pläne können scheitern denn die nächsten zehn Minuten sollten nun auch meinen Puls im Handumdrehen von null auf hundert peitschen. Motto: Wer als erster den Fuß absetzt hat verloren. Spätestens jetzt wird mir klar, dass heute alle Stoßgebete nix nützen werden, denn im Flow scheinen heute nur die Vögel am Himmel zu sein. Als dann, denk ich mir, Herausforderung angenommen und wo wir schon dabei sind noch schnell die Druckstufen der Gabel und des Dämpfers von Flow auf Stolpern angepasst. Hoffend damit die Stufen und Kehren wenigstens halbwegs kontrolliert hinunter prügeln zu können. Eine Gruppe junger Wanderer die von einem benachbarten Felsen aus zusieht hat sichtlich Spaß an unserem Treiben und quittiert jede parierte Kehre mit johlendem Applaus. Das wirkt wie Espresso, gibt uns erst recht die Sporen und katapultiert Jürgen endgültig in eine Extraklasse. Später, viel später unten im Tal angekommen örscht mol körig durchgschnufat , abgeklatscht, Protektoren in den Rucksack gepackt und gemütlich entlang eines Gebirgsbaches zur ersten Einkehr gekurbelt. „Mol, dös war etzt körig. Wia schaut’s us? Körner für einen zweiten Run?“ Alex schaut erwartungsvoll zu uns beiden rüber.  „Klar Alex, ich hätt‘ da auch schon eine Idee“ entgegnete ich. „Ich hätt‘ Bock auf den Anakonda Trail!“ (Anmerkung der Redaktion: Dieser schlingt sich in sau-engen Kehren durch den ebenso sausteilen Wald ins Tal hinab). Geil, „den mach‘ mer“ so Alex und Jürgen unisono. Also aufgegessen und ausgetrunken und zum zweiten Mal hoch auf den Berg. „Sag mal, war für heute nicht Gewitter und Hagel vorausgesagt“ fragt Jürgen witzelnd, als wir beide erstaunt den blauen Himmel betrachten. „Ja, echt scheiße aber wir fahren jetzt halt trotzdem“ entfährt es mir mit breitem Grinsen und zeige hochmotiviert in Richtung des Trail-Einstiegs. Ein paar Minuten gekurbelt und da „lag“ er auch schon vor uns das gute Stück. Sich wie eine Riesenschlange durch den steilen Wald hinunter schlängelnd mit gefühlten 1000 und einer Kehre. Manchmal gerade noch eine Bike-Länge dazwischen passend. Geilomat! Genau mein Ding! Ein paar Sekunden später Roll-In. Wow, super griffiger Waldboden wechselt sich ab mit Wurzeln und zum Teil sacksteilen Passagen. BÄMM, jetzt ist er da. Endlich, Fred ist ON, Fred ist im Flow. Meter für Meter mit dem Bike und dem Gelände eins werden. Das Bike durch Fels und Wurzel gespickte Rinnen surfen lassen. Mein Blick ist weit voraus gerichtet, meine Augen scannen das Geläuf und suchen nach immer neuen Stellen an denen sich das Bike im steilen Sinkflug fangen kann. Ein unbeschreibliches Gefühl zwischen Kontrolle und „Gerade-noch-Kontrolle“ macht sich breit. Kurzer Stopp. Jürgen mit breitem Lächeln zu mir: „As ischt als wötsch Böm usrisa“. Eine treffendere Umschreibung gibt es nicht. Lass rocken denk ich und geh gleich wieder auf Autopilot. Wie gut, dass wir unten angekommen nur noch zum Auto rollen müssen. Mein Akku ist für heute aufgebraucht. Danke Burschen. Geil war’s. Rock & Roll Fred    P.S. Biken lässt Bier noch besser schmecken!

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